Über Adolph Kolping und die Geschichte des Kolpings

Egal, ob mit f oder ph, wer einen Vornamen, wie Adolph besitzt, hat in Deutschland eigentlich einen schweren Stand. Eigentlich!

Adolph Kolping – Herz für Handwerksgesellen und allen anderen

Wenn allein in Deutschland nach einer Person 810 öffentliche Straßen und Plätze benannt sind, dann muss diese Person wirklich herausragend Gutes geleistet haben. Und dies ist bei Adolph Kolping der Fall. Er, ein Schuhmachergeselle aus Köln, wurde am 08.12.1813 geboren und starb am 04.12.1865. Er wurde nur 51 Jahre alt, doch diese kurze Zeit wusste er gut zu nutzen. Nachdem er zunächst das Handwerk des Schuhmachers erlernte und in diesem Beruf einige Jahre arbeitete, beschloss er Priester zu wechseln. Es waren vor allem zwei Gründe, die ihn vom Handwerker zum Akademiker werden ließen. Einerseits gesundheitliche Gründe, andererseits der Wille, für seine Gesellenkollegen bessere Arbeits- und Lebensbedingungen zu schaffen.

Die Situation für die Gesellen war damals von Armut und Ausbeutung geprägt. Nachdem Adolph Kolping 1845 zum Priester geweiht wurde, kam er kurze Zeit später in Kontakt zum neu gegründeten katholischen Gesellenverein in Elberfeld. Er übernahm dort die Stelle als zweiter Präses. Gesellenvereine bieten ihren Mitgliedern soziale Unterstützung, Bildung, Geselligkeit und religiösen Halt an; insbesondere wenn die Gesellen fern der Heimat auf Wanderschaft waren.

1849 gründete Kolping dann auch in Köln einen Gesellenverein. Rasch entstanden auch in anderen Großstädten in Deutschland diese Gesellenvereine. Kolping wollte, dass sich die wandernden Gesellen in diesem Verein wie zu Hause fühlen konnten. Sie sollten in den Gesellenhäusern den Halt finden, den ihnen sonst nur ihre Familien geben konnten. Die Gesellenhäuser boten daher nicht nur Obdach und eine warme Küche an, sondern waren für ihre Geselligkeit bekannt und boten mit ihrer Schule die Möglichkeit, sich fachlich, politisch oder religiös zu bilden. Zudem gab es Krankenpfleger, die auch für Kranke sorgten, die keine Gesellen waren.

Man kann daher festhalten, dass Kolping für Krankenpflege, Seelsorge, Bildung und Geselligkeit stand.

Vom Verein zur „Familie“

1871, Adolph Kolping war bereits tot, tauchte die Bezeichnung „Kolpingsfamilie“ erstmalig auf. Die sich so bezeichnenden Gesellenvereine führten damit fort, was Adolph Kolping immer wichtig war: Sich als Familie zu verstehen. Als eine Gemeinschaft, die niemanden hängen lässt und die füreinander einsteht.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Begriff „Kolpingsfamilie“ dann auch offiziell gebraucht. Denn nur so war es möglich, sich der Gleichschaltung und des Vereinsverbots zu widersetzen.

Heutzutage spricht man auch vom Kolpingwerk, wenn man den Verband der einzelnen Gesellenvereine und Kolpingsfamilien meint.

Zusammengefasst ist Adolph Kolping also der Begründer eines der größten Sozialwerke Deutschlands, und auch der Welt, da es in knapp 60 Ländern aktiv ist. Kolping als Person war auch so etwas wie ein Pionier des sozialen Unternehmertums und in gewisser Weise auch ein Familienunternehmer. Ihm ging es um das Wohl der Arbeiter. 

Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Kolpingsfamilien.

Da sich die Arbeitsbedingungen in den letzten 200 Jahren enorm verbesserten, konnte hier naturgemäß nicht mehr der Fokus liegen.

Was aber blieb und auch bleiben wird, dass ist die Gemeinschaft und die Solidarität.
So gibt es heute zahlreiche Jugendwohnheime, die Kindern und Jugendliche Unterkunft und Ausbildung ermöglichen. Die Kolpinghäuser (Herbergen) sind in fast jeder größeren Stadt Deutschlands zu finden und ermöglichen eine vglw. preisgünstige Unterbringung bei angenehmer Aufenthaltsqualität.

Vor Ort agierende Kolpingsfamilien, wie wir in Balve, halten wichtige Aspekte christlicher Geschichte und kulturelle Traditionen aktiv (z.B. Osterfeuer, Nikolaus), setzen uns für Fair Trade ein (Balve ist Fairtrade-Stadt) und bringen mit unserem Kolpingforum wichtige Themen und Personen mit der örtlichen Bevölkerung in den Austausch.